Über das MG 08
Das MG 08, zunächst auch als "Gerät 08" bezeichnet, ist ein bekanntes deutsches Maschinengewehr, das insbesondere im Ersten Weltkrieg verwendet wurde. Das MG 08 gibt es in vielen Varianten. Die bekannteste Variante ist das leichte MG 08/15, auf das sich die Redewendung „nullachtfuffzehn“ zurückführen lässt.
Als schweres Maschinengewehr wurde das MG 08 in seiner Grundform verwandt.
Maschinengewehre aus der Familie 08 kamen auch noch im Zweiten Weltkrieg vereinzelt zum Einsatz.
Aufgrund des Ortes ihrer Produktion wurde die Waffe bei den deutschen Streitkräften, insbesondere den Luftstreitkräften, auch „Spandau-MG“ genannt.
Modelle
Das Maschinengewehr wurde nach seinem Einführungsjahr 1908 benannt. Die Zusätze /15 und /18 geben die Modellvariante in Form ihres Erscheinungsjahres an. Zusätzlich stand „l“ für Luftkampf.
Vorläufer
Die Initiative ging vom Maxim-Konzept aus, welches 1885 von Hiram Maxim entwickelt wurde. In Deutschland wurde dieses Konzept vor allem durch die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken aufgegriffen. Das erste Modell erhielt die Bezeichnung MG 01 und wurde zum MG 03 und schließlich hin zum MG 08 im Jahre 1908 weiterentwickelt, das in Berlin-Spandau hergestellt wurde.
MG 08
Das MG 08 war wassergekühlt und auf einer höhenverstellbaren Lafette (sog. Schlitten) montiert. Mit einem Richtaufsatz für indirektes Feuer konnte das MG 08 auch aus der Deckung heraus benutzt werden. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges besaß Deutschland 4919 Stück des Typs. Es war aber zu schwer, um der eigenen Infanterie zu Fuß zu folgen. Weiterentwicklungen wurden notwendig.
Für das MG 08 standen zwei verschiedene Lafetten zur Verfügung:
der Gewehrschlitten und
der Dreifuss 16, der insbesondere zum Transport auf Tragtieren geeignet war.
Beide Lafetten konnten mit einem Aufsatzstück und einem Kreiskorn auch zum Fliegerbeschuss genutzt werden.
Zur Vereinfachungs des Füllens der Munitionsgurte wurde der Gurtfüller 16 verwendet, der an einem Tisch oder im Gefecht "am Besten" am Hinterrad des Maschinengewehrwagens angeschraubt werden konnte.
MG 08/15
Eine erste Modifikation erfolgte 1915. Das daraus resultierende, leichtere MG 08/15 verfügte über eine Gabelstütze (Zweibein), ein Schulterstück (Schulterstütze) und eine veränderte Abzugseinrichtung mit einem Pistolengriff. Durch einen besonderen Kastenhalter, der am Gehäuse eingehängt wurde, konnte der Patronenkasten 16, der einen aufgerollten Munitionsgurt enthielt (Gurttrommel), an der Waffe befestigt werden.
Mit einem Gewicht von 17,6 kg (davon 2,8 kg Wasser im Kühlmantel) war es das „leichte“ Maschinengewehr. Ab Sommer 1917 wurde es an die Truppe ausgegeben. Eliteregimenter wurden vorrangig damit ausgestattet. Für Sturmangriffe war aber auch dieses Modell zu schwer, so dass es hauptsächlich zur Verteidigung der Schützengräben diente. Der Einsatz von Maschinengewehren dieser Art war, zusammen mit Stacheldrahtverhauen, eine sehr effektive Waffe im Ersten Weltkrieg. Von allen Varianten stellte die deutsche Kriegsindustrie mit fast 130.000 Exemplaren die meisten vom Typ 08/15 her.
MG 08/18
Gegen Kriegsende wurde das MG 08/15 zum luftgekühlten MG 08/18 weiterentwickelt. Dieses Modell war leicht genug für Sturmangriffe, aber wegen seiner späten Einführung diente es hauptsächlich nur noch zur Absicherung des deutschen Rückzugs.
lMG 08 und 08/15
Speziell für Jagdflugzeuge wurden die luftgekühlten lMG 08 und lMG 08/15 entwickelt.
Die Geschichte
Kaiserliches Heer Zwar hatte das preußische Kriegsministerium schon im jahr 1889 die Einführung von Maschinengewehren genehmigt, jedoch wurden erst im jahr 1901 die ersten fünf Maschinengewehr-Abteilungen (mit dem MG 01) bei der Infanterie aufgestellt. Aber schon drei Jahre später, 1904, gab es 16 Abteilungen (mit MG 01 und MG 03), darunter auch je eine sächsische und eine bayerische.
Maschinengewehr-Kompanien/-Abteilungen bestanden aus je drei Zügen, die wiederum jeweils zwei Maschinengewehre besaßen.
Zum Transport der jeweils sechs Maschinengewehre waren sechs vierspännige Maschinengewehrwagen und drei Munitionswagen zugestanden worden, auf den die Bedienungen der Maschinengewehre aufgesessen transportiert wurden. Durch die höhere Beweglichkeit war auch ein Zusammenwirken mit der Kavallerie möglich.
Im Jahr 1906 wurden Truppenversuche mit einer Bespannung aus nur noch zwei Pferden durchgeführt. Dabei marschierten die Bedienungen zu Fuss - wie der Rest der Infanterie.
MG 08
Im Jahr 1908 wurde dann das verbesserte MG 08 eingeführt, das um die Hälfte leichter war, als sein Vorgänger. In diesem Jahr wurde an der Infanterie-Schießschule auch eine „Lehr-Maschinengewehr-Kompanie“ aufgestellt.
Wieder drei Jahre später, 1911, hatte bereits jede Infanterie-Brigade (zu zwei Regimentern) eine zweispännig gefahrene Maschinengewehr-Kompanie.
Im Jahr vor Kriegsbeginn, 1913, hatte jedes Infanterieregiment und jedes selbsständige Jägerbataillon (mit Ausnahme der beiden bayerischen) eine Maschinengewehr-Kompanie (M.G.-Komp.) mit sechs schweren Maschinengewehren, die zweispännig gefahren wurden. Insgesamt gab es damit 233 Maschinengewehr-Kompanien.
Allerdings gab es bei der Infanterie von den ursprünglich 16 vierspännigen Maschinengewehr-Abteilungen nur noch elf, darunter auch je eine sächsische und eine bayerische, die für die bei Mobilmachung aufzustellenden elf Kavallerie-Divisionen vorgesehen waren.
Dazu kamen 1913 bei 15 Infanterie-Regimentern, die in Festungen lagen, zusätzlich noch jeweils eine (unbespannte) Festungs-Maschinengewehr-Kompanie. Diese wurden mit den älteren Maschinengewehren MG 01 und MG 03 ausgerüstet, die so aus der Feldtruppe zurückgezogen wurden.
Erster Weltkrieg
MG 08
Bei der Mobilmachung zu Kriegsbeginn 1914 verfügten über eine Maschinengewehr-Kompanie oder -Abteilung zu je sechs Maschinengewehren:
alle 218 Infanterie-Regimenter,
88 (92?) der 113 Reserve-Infanterie-Regimenter,
keines der 75 Landwehr-Infanterie-Regimenter
16 der 18 selbsständigen Jäger-Bataillone,
keines der 18 Reserve-Jäger-Bataillone,
alle 11 Kavelleriedivisionen.
Außerdem verfügten alle 42 (43?) mobilgemachten Ersatz-Bataillonen (es gab insgesamt 334) über einen Maschinengewehr-Zug mit zwei Maschinengewehren.
Die noch fehlenden Maschinengewehr-Kompanien wurden erst nach Kriegsbeginn aufgestellt und ins Feld nachgeführt.
Vor und während des 1. Weltkrieges hatte jedes schwere MG 08 eine Bedienung von 6 Soldaten, deren Aufgaben wie folgt verteilt waren:
Gewehrführer: sorgt für die Befolgung aller Kommandos beim Schießen.
Schütze 1: Trägt Munition und gräbt den Dampfschlauch ein. Liegt im Gefecht hinter dem Gewehrführer und dem Richtschützen und hält Verbindung zum Schützen 5 beim Zugführer. Schütze 2: Richtschütze, trägt das eigentliche MG. Schütze 3: Unterstützt den Richtschützen beim Laden und Laufwechsel, trägt den Schlitten. Schütze 4: Ersatzmann, Beobachter, trägt Munition. Schütze 5: Trägt das Schutzschild (1915 eingeführt) und führt Munition und Wasser nach. Liegt im Gefecht beim Zugführer und hält Verbindung zum Schützen 1 seines MG.
Zum Transport der MG 08 bei Märschen war je MG ein zweispänniger Maschinengewehrwagen (MG.W.) vorhanden. Für jeden Zug zu zwei MG war zusätzlich noch ein zweispänniger Munitionswagen (M.W.) zuständig. Bei der Kavallerie wurden die Wagen wie oben erwähnt vierspännig gefahren, da hier die Bedienungen aufgesessen gefahren wurden.
Im Ersten Weltkrieg erwies sich das MG 08 wegen seines hohen Gewichts als nur bedingt für den Stellungskrieg geeignet: Es konnte der Infanterie zu Fuß nicht schnell genug folgen. Seine Stärken spielte es in gut ausgebauten Stellungen aus: Bei der Abwehr gegnerischer Angriffe zeigte sich sehr schnell die enorme Leistungsfähigkeit von Maxims Konstruktion, auch unter widrigen Bedingungen.
Die Maschinengewehre wurden in sogenannten „Nestern“ positioniert. Dabei wurde versucht, das Maschinengewehr, wie auch die Bedienmannschaft vor feindlicher Waffenwirkung zu schützen.
Schon mit seiner gegenüber Gewehren ungleich höheren Feuerkraft allein leitete das Maschinengewehr das Ende der Kavallerie ein. Ein MG konnte mühelos eine ganze Reiter-Schwadron bekämpfen und machte diese alte Waffengattung schon kurz nach Anfang des Krieges praktisch bedeutungslos.
Im weiteren Kriegsverlauf wurde dann die enorme Wirkung des Maschinengewehrs für die Infanterie erkannt. Das führte dazu, dass die Maschinengewehrkompanien der Regimenter deutlich verstärkt wurden. Im Herbst 1916 wurden die (sehr starken) Maschinengewehr-Kompanienen aufgeteilt. Jedes Bataillon eines Infanterieregiments erhielt eine Maschinengewehr-Kompanie zu sechs MG 08, was die Menge der Maschinengewehr-Kompanien verdreifachte. Die selbsständigen Jägerbataillone hatten schon im Sommer 1916 eine zweite Maschinengewehr-Kompanie erhalten.
Schließlich wurden die Maschinengewehrkompanien Anfang 1918 auf zwölf Maschinengewehre verstärkt.
MG 08/15
Außerdem musste das Maschinengewehr der Infanterie auch abgesessen folgen können. Zu viele Infanterieangriffe scheiterten wegen mangelnder Maschinengewehrunterstützung, bzw. zu viele Maschinengewehre gingen verloren, weil sie nicht rechtzeitig abgebaut werden konnten. Daher wurde das Maschinengewehr nun als leichtes Maschinengewehr mit Zweibein und Schulterstütze ausgeführt. Davon erhielt jede (Schützen-)Kompanie zunächst zwei, später 4. Anfang 1918 wurde die Zahl sogar auf sechs erhöht. Zum Transport der MG 08/15 und der zugehörigen Munition wurden den (Schützen-)Kompanien je zwei Feldwagen zugeteilt.
Die Maschinengewehre wurde in der Menge mehr und mobiler. Am Ende des Krieges wurde ein luftgekühltes Maschinengewehr herausgebracht, was effektiv nur noch von zwei Soldaten bedient werden brauchte. Damit hatte praktische jede Kompanie eine Maschinengewehrgruppe.
Reichswehr
In der Reichswehr wurden überwiegend das schwere MG 08 als auch die leichten Maschinengewehre 08/15 und 08/18 genutzt.
Gemäß Versailler Vertrag waren dem Heer nur 1.926 (+4% Reserve) Maschinengewehre aller Typen genehmigt. Allerdings existierte im Jahr 1927 ein geheimer Bestand von ca. 12.000 Maschinengewehren.
MG 08/15
Die leichten Maschinengewehre 08/15 bzw. 08/18 wurden in den Schützenkompanien (1. - 3. Kompanie jedes Bataillons) verwendet. Hier wurden jedem Schützenzug zwei leichte Maschinengewehre zugewiesen, so dass jeder Zug zwei Maschinengewehrgruppen und zwei bis drei Schützengruppen hatte. Eine Schützenkompanie hatte so insgesamt sechs leichte Maschinengewehre. Diese wurden auf den Gefechtswagen mitgeführt, auf Handwagen gezogen oder von den Bedienungen getragen. Je zwei (leere) Handwagen konnten bei Märschen hinten an einen Gefechtswagen angehängt werden. Jägerkompanien hatten anstelle der sechs Handwagen insgesamt sechs Tragtiere mit je einem Tragtierführer.
Um 1930 wurden die Schützenzüge auf drei starke, sog. Einheitsgruppen umgegliedert, die jeweils ein leichtes Maschinengewehr und einen Schützentrupp (in Stärke einer früheren Schützengruppe) besaßen. Damit stieg die Anzahl der leichten Maschinengewehre in der Schützen-Kompanie auf neun.
Der Kavallerie waren gemäß Versailler Vertrag keine leichten Maschinengewehre erlaubt. Man behalf sich hier mit "von der Infanterie entliehenen" MG 08/15 (bzw. MG 08/18 ?). Jeder Reiterzug führte ein MG auf einem Tragtier mit.
Eigene leichte Maschinengewehre erhielt die Kavallerie erst 1931 mit dem neuen MG 13.
MG 08
Die schweren Maschinengewehre 08 wurden in den Maschinengewehrkompanien (4. Kompanie jedes Bataillons) verwendet. Diese hatte - wie am Ende des Krieges - zwölf schwere Maschinengewehre, jedoch waren diese in vier Zügen zu jeweils 3 Maschinengewehren gegliedert. Bei den ersten drei Zügen ("zwospännige Züge" oder auch „Kampfzüge“) marschierten die Bedienungen zu Fuß, während die Maschinengewehre auf zweispännigen schweren Maschinengewehrwagen (für bis zu zwei schwere Maschinengewehre) mitgeführt wurden. Beim jeweils vierten Zug („Begleitzug“) mussten die Bedienungen nicht zu Fuss marschieren, sondern wurden auf vierspännigen leichten Maschinengewehrwagen (für je ein schweres Maschinengewehr) gefahren.
Um 1930 wurde jeweils einer der vier Züge aufgelöst, die verbleibenden drei Züge dafür auf je vier schwere Maschinengewehre gebracht. Die Maschinengewehrzüge gliederten sich nun entweder in
zwei Halbzüge mit je einem zweispännigen schweren Maschinengewehrwagen oder in
zwei Halbzüge mit je zwei vierspännigen leichten Maschinengewehrwagen.
Insgesamt blieb die Maschinengewehrkompanien also bei 12 Maschinengewehren.
Der Kavallerie waren gemäß Versailler Vertrag zwar 24 MG je Kavalleriedivision zugestanden worden - das entspricht vier MG je Reiterregiment, jedoch waren diese MG "ohne Etat", d.h. es gab für diese MG kein Personal. 1923 erreichte die Reichswehr hier Zugeständnisse der Alliierten, so dass bei jedem Reiterregiment ein Maschinengewehrzug aus Personal aufgestellt werden konnte, dass aus anderen Bereichen abgestellt ("abkommandiert") wurde. Diese Maschinengewehrzüge mussten allerdings in zwei Halbzügen zu je zwei MG aufgestellt werden, die in unterschiedlichen Garnisonen lagen (damals waren alle Reiterregimenter auf zwei Standorte aufgeteilt). Zur Beweglichmachung der Maschinengewehre und der Bedienungen wurden vierspännige leichte Maschinengewehrwagen benutzt. Im Zuge der verdeckten Aufrüstung der Reichswehr wurde 1932 die Anzahl der Maschinengewehre von vier auf acht verdoppelt und diese in vier Halbzüge zu je zwei MG gegliedert.
Wehrmacht
Auch bei der Wehrmacht bildeten die MG 08 und MG 08/15 zunächst das Rückgrat bei den Maschinenwaffen.
Bei den neu gebildeten Gebirgsjägerregimentern erhielten die je drei Bataillone in der jeweils 5. Kompanie einen Zug mit vier schweren Maschinengewehren.
Ab 1935 wurden auch reine Maschinengewehr-Bataillone (motorisiert) aufgestellt, die über drei Maschinengewehr-Kompanien zu je 16 schweren Maschinengewehren verfügten.
Ab 1936 beginnend wurden die MG 08 und MG 08/15 bei den aktiven Infanteriedivisionen durch das MG 34 abgelöst. Die MG 08/15, MG 08/18 und MG 08 sowie ihre Maschinengewehrwagen und -handwagen wurden an die im Mobilmachungsfall mit Reservisten aufzufüllenden Reserve- bzw. Landwehr-Infanterie-Divisionen abgegeben.
Allgemeine Informationen
Militärische Bezeichnung: MG 08
Entwickler/Hersteller: Waffenfabrik Loewe; Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken
Entwicklungsjahr: (ab 1885) speziell 1908
Herstellerland: Deutschland
Waffenkategorie: Maschinengewehr
Gesamtlänge: 1190 mm
Lauflänge: 721 mm
Kaliber: 7,92 × 57 mm; 8 mm Mauser
Mögliche Magazinfüllungen: 250 Patronen
Munitionszufuhr: Munitionsgurt aus Hanf oder Alu
Kadenz: 500 Schuss/min (Schloss 08); 600 Schuss/min (Schloss 16)
Feuerarten: Dauerfeuer
Drall: Rechtsdrall
Verschluss: Kniegelenkverschluss
Ladeprinzip: Wassergekühlter Rückstoßlader
Video zum MG 08
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