Die Heckler & Koch P7 oder PSP (Polizei Selbstlade-Pistole) ist eine moderne Selbstladepistole in Ganzstahl-Bauweise. Sie verschießt Patronen des Kalibers 9 × 19 mm. Die Variante P7 M10 hat das Kaliber .40 S&W und wurde vor allem für den Export in die USA gebaut.
Funktionsweise
Nach ihrem Funktionsprinzip ist die P7 ein Rückstoßlader mit unverriegeltem, jedoch gasgebremstem Masseverschluss (System Barnitzke). Darin wird, im Gegensatz zum Gasdrucklader, durch eine Bohrung im Lauf direkt hinter dem Patronenlager vorne in der Waffe Gasdruck abgezapft, der einen Gaskolben nach vorne drückt und so den Schlitten gegen den Rückstoß verschließt, bis das Geschoß aus dem Lauf ausgetreten ist. Trotzdem ist die Feder der P7 im Vergleich zu anderen Pistolen wie P5 oder P8 ausgesprochen hart und der Schlitten sehr schwer.
Das System wurde vom Ingenieur Barnitzke bei den Gustloff-Werken ursprünglich für das Volkssturmgewehr 1–5 entwickelt und z. B. auch von der Steyr GB-80 verwendet.
Dieser Verschlusstyp bringt es mit sich, dass die Waffe einen fest eingebauten Lauf ähnlich der Walther PP hat, der sich beim Schuss (im Vergleich zu sonst gebräuchlichen, verriegelten Rückstoßladern – z. B. HK USP, Colt 1911, FN Browning HP mit Browningverschluss oder Walther P38/P1/P4/P5 bzw. Beretta 92 F mit Schwenkriegelverschluss) nicht bewegt. Unter anderem aus diesem Grund zeichnet sich die P7 durch eine gemessen an der Lauflänge hohe Eigenpräzision aus.
Ein weiterer Vorteil ist die Zerlegbarkeit in vier Baugruppen (Griffstück mit Lauf, Schlitten mit Gaskolben, Schlagbolzen mit Schlagbolzenfeder; und Verschlußfeder) ohne jegliches Werkzeug (jedoch gegen den Federdruck der extrem starken Verschlußfeder).
Vorgang beim Schuss
Bei der Schussabgabe wird durch eine Bohrung direkt vor dem Patronenlager ein Teil der heißen Pulvergase aus dem Lauf abgezweigt und in einen Gaszylinder darunter abgeleitet. Der Verschlussschlitten trägt seinerseits einen Gaskolben, der in den Gaszylinder hineinragt. Solange das Geschoss sich im Lauf befindet, lastet also auf dem Kolben ein sehr hoher Gasdruck, der den Verschluss in seiner vordersten Stellung festhält. Erst wenn das Geschoss den Lauf verlassen hat, sinkt der Gasdruck im Lauf (und somit auch in dem parallel darunter angeordneten Zylinder) soweit ab, dass der Rückstoßimpuls den Verschlussschlitten gegen die Trägheit seiner Masse nach hinten bewegen kann. Der Gasdruck der Patrone bewirkt also eine pneumatische ‚Verriegelung‘ (tatsächlich eher eine Verzögerung) der Waffe. Die für HK-Waffen typischen Gasentlastungsrillen im Patronenlager stellen dabei sicher, dass die im Moment des Schusses gasdicht ‚angeliderte‘ Hülse leicht und zuverlässig ausgezogen werden kann – selbst dann noch, wenn die Auszieherkralle einmal brechen sollte.
Auf seinem Weg nach hinten befördert der Verschluss die leere Hülse aus der Waffe, auf seinem Weg nach vorn streift er anschließend die jeweils oberste Patrone aus dem Magazin ab und schiebt sie über den Zubringer in das Patronenlager des Laufes. Mit einem erneuten Durchziehen des Abzuges wiederholt sich dieser Vorgang. Sobald das Magazin leer ist, bleibt der Verschluss in hinterster Stellung gefangen.
Spanngriff
Die P7 verfügt durch ihren Spanngriff über ein einzigartiges Handspannsystem, das sicherstellt, dass die Waffe bis zum in-Anschlag-gehen unmittelbar vor der Schussabgabe entspannt ist. Aus diesem Grund benötigt die P7 auch keinerlei manuelle Sicherung, sondern kann fertig-/durchgeladen (d.h. mit einer Patrone im Patronenlager) gefahrlos getragen werden. Am Spanngriff befindet sich vorn eine Leiste mit Fingermulden, die der Schütze umfasst, sobald er die Waffe zur Hand nimmt. Schließt der Schütze die Hand, so drückt er den Spannhebel in den Griff hinein – und spannt so das Schlagbolzenschloss der Pistole. Dies wird durch ein deutliches Knacken hör-, und durch das Austreten des Schlagbolzens aus dem hinteren Ende des Verschlussschlittens sicht- und durch ein Nachlassen der Federspannung, wenn der Schlagbolzen einrastet, fühlbar. Der Schütze muß dabei nicht die ganze Zeit gegen die Schlagbolzen- und Griff-Feder den Spanngriff geschlossen halten, sondern nach Spannen der Schlagbolzenfeder nur noch gegen die Feder des Spanngriffes. Jetzt kann geschossen werden, wobei vom ersten bis zum letzten Schuss (anders als bei Spannabzugspistolen) ein konstantes geringes Abzugsgewicht zu überwinden ist. Die Wahrscheinlichkeit, bereits mit dem ersten Schuss einen sicheren Treffer zu erzielen, ist bei der P7 deshalb deutlich höher als bei anderen Modellen.
Sobald der Schütze seinen Griff lockert (oder die Waffe fallen lässt), springt der Spannhebel unter Federdruck in ihre Ausgangsstellung zurück – die Pistole ist dadurch sofort wieder entspannt und völlig sicher. Auch dieser Vorgang wird durch ein deutliches Knacken und durch das Versenken des Schlagbolzens im Verschluss bemerkbar.
Während es möglich ist, das Geräusch des entspannenden Schlagbolzens gemäß HK-Bedienungsanleitung zu vermindern, indem man beim Entspannen den Schlitten ein Stück zurückzieht, ist die Bewegung des Griffstückes beim Spannen wie "lautlosen" Entspannen immer noch deutlich hörbar und läßt sich nicht, wie bei z. B. Walther P1, HK P8 oder Glock 17 lautlos bedienen.
Probleme
In Niedersachsen kamen in den 90er-Jahren durch eine Eigenschaft der P7 mehrere Menschen zu Tode. Ein Schuß löst sich bei der P7, wenn gleichzeitig Abzug und Spanngriff gedrückt werden; die Waffe differenziert dabei nicht, welcher Hebel zuerst gedrückt wird. Dadurch kam es in Stresssituationen zu mehreren Unfällen, als Polizisten im Reflex nicht nur den Spanngriff, sondern gleichzeitig mit dem Zeigefinger den Abzug durchzogen und Kollegen und Verdächtige verletzten und töteten. Deutsches Waffen-Journal berichtete 1996 darüber und brachte einen Artikel, wie die P7 zu verändern wäre, damit der Abzug außer Funktion ist, wenn er bei entspanntem Griffstück gezogen wird und nach Ziehen des Griffstückes erst nach Entlastung, wie nach einem Schuß, wieder scharf wird. Es ist nicht bekannt, ob und wieviele Waffen dementsprechend umgebaut wurden.
Ein weiterer Kritikpunkt kann das sehr geringe Abzugsgewicht der P7 sein, da seit der 2. Hälfte der 90er-Jahre der Trend bei Polizeiwaffen eher zu größeren Abzugsgewichten geht (DAO - Double Action Only, z. B. bei der HK P2000, die in Niedersachsen die P7 ablöste).
Modellvarianten
Es existieren sechs Prototypen der P7 M7 im Kaliber .45 ACP, die nie in Produktion gingen.
-Bei "Allgemeine Informationen" stehen weitere Einzelheiten. Da die Informationen von den verschiedenen Modellen abweichen, haben wir eine Art Tabelle erstellt.-
Verwendung
Die P7 war lange bei der GSG 9 des Bundesgrenzschutzes (heute Bundespolizei) eingeführt, sie zählt noch heute zur Ausstattung vieler Spezialeinheiten und auch Polizeibehörden im In- und Ausland. Die bayerischen und sächsischen Landespolizei stockten so 2002 ihre Bestände (880 Pistolen Bayern, 65 Pistolen Sachsen) auf, die aus dem Verkauf der Polizei Niedersachsen stammten. Diese stellte zwischen 2002 und Ende 2006 für 7,5 Millionen Euro auf die HK P2000 um. Der militärische Personenschutz der deutschen Feldjägertruppe führt nach wie vor die P7. Der Justizvollzug in Nordrhein-Westfalen hatte sie 2004 noch im Bestand, Anfang 2010 wurde sie durch die Walther P99DAO ersetzt.
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